· 

Den Himmel berühren - auf dem Boden bleiben.

Die Kunst am Boden zu bleiben

von Christoph Swoboda

genommen aus „Sein-Berlin“  November 1997

 

Wer das Ziel im Kopf hat, aber die Erde nicht spürt, fällt auf die Nase.

Buntes Treiben herrscht auf den Marktplätzen der „höheren Bewußtseinsstufen“. Esoterik-Messen, Workshops, Seminare und eine ungeahnte Bücherschwemme machen die ehemaligen Geheimwissenschaften alter Kulturen, sowie die neuesten Einsichten und Spekulationen spiritueller Sucher und Forscher einem breiten Publikum zugänglich.

Da wird gependelt, gechannelt und orakelt, Horoskope werden chinesisch, indianisch, arabisch oder europäisch gedeutet, und das Tarot in immer neuen Versionen befragt. Kosmische Energien fließen durch zahllose Hände und mit Bachblüten werden die Flecken aus der Aura getupft. Lichtwesen und aufgestiegene Meister werden zur Hilfe gerufen, Schamanen und Medizinmänner unterrichten die Begegnung mit Krafttieren, Geistern und Dämonen.

Wahrlich, Wunder werden vollbracht, Visionen gefunden, Resultate erzielt. Instant-Erleuchtung kraft Pay-TV oder telefonischer Meditationsberatung scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Nach dem uns die astralen Kanalarbeiter freundlicher Weise alle karmischen Hindernisse aus dem Weg geräumt haben, begeben wir uns vergnügt auf die Autobahn zum kosmischen Bewusstsein.

„Vorsicht Schleudergefahr ! Schlechte Sicht und Straße nass – Augen auf und Fuß vom Gas !“

Lebenskunst, die Kunst des Lebens heißt, Bewusstsein entwickeln. Aber Bewusstsein, bedeutet bewusstes Sein, und entwickeln kann sich nur, wer um seine Verwicklungen weiß.

Gerade der Kosmos, der Himmel und die Welt der Geister und Dämonen bieten eine riesige Projektionsfläche für unsere Ängste, Wünsche und Hoffnungen. Wir interpretieren und werten unbewusst alles auf dem Hintergrund unserer eigenen Geschichte. Solange wir uns nicht unserer Geschichte bewusst sind, und Projektionen erkennen, ist alles was wir zu sehen glauben nur Schall und Rauch, Illusion, verzerrt durch das Echo unserer eigenen Verstricktheit.

Früher gaben die Eingeweihten, Meister und Medizinmänner das in Jahrhunderten angesammelte Wissen nur an ausgewählte Schüler weiter, und auch dann oft nur nach jahrelanger Ausbildung, Training und Prüfung. Heute steht dieses Wissen, durch alle möglichen und unmöglichen Veröffentlichungen, nahezu jedem Menschen zur Verfügung und stiftet oft nichts weiter als eine unglaubliche Verwirrung. Wer nicht mit beiden Beinen auf dem Boden steht hebt ab. Wer ab hebt verliert den Kontakt zu sich selbst, zu seiner „Wirk“lichkeit. Schnell führt die Suche in die „Irre“, in den religiösen Wahn. Lebenskunst aber meint, alle (Wahn-) Vorstellungen und Muster abzulegen, sich selbst und das Leben annehmen. Nur so wird es möglich jeden Lebensabschnitt, als Summe von Augenblicken neu zu erfahren und sich dem Erleben zuzuwenden, das JETZT möglich ist.

„Wer das All erkennt, sich selbst aber verfehlt, verfehlt das All“

 

Dies sagt uns Jesus von Nazareth im Thomas-Evangelium der Kopten. Er wirft uns damit zurück auf uns selbst, unseren Körper, unsere Sinne und unsere Sinnlichkeit. Wer sich mit feinstofflichen Themen und Phänomenen beschäftigen, will muß sein Sensorium entfalten und seine Wahrnehmung interpretieren lernen. Wer die neuen Informationen und Einsichten, die uns esoterische Praktiken bescheren, richtig verdauen will, muß erst die Informationen und Einsichten verdaut haben, die uns unsere eigene leibhaftige Geschichte präsentiert. Es gibt keinen Weg vorbei an der Grundarbeit an uns selbst, die den Boden für eine neue Weltsicht vorbereitet.

Salama Inge Heinrichs, spirituelle Lehrerin und Therapeutin, arbeitet seit Jahrzehnten nach diesem Grundsatz. Ihr „Institut für Bewusstsein und Selbsterfahrung“ ist eine Lebensschule und bietet Wochenendseminare, Feriengruppen und fortlaufende Jahresgruppen an.

Sie sagt: „Der Körper „verkörpert“ deine Lebensgeschichte. Diese Geschichte muss dir zunächst durch Körperarbeit und durch eine tiefgehende innere Reinigung, bewusst werden. Wenn ich nicht den Boden vorbereite, die Basis für diese neuen (feinstofflichen) Erfahrungen schaffe, dann nutzen diese Erfahrungen gar nichts, dann werden es keine Erfahrungen, denn dann läuft alles wieder im Kopf, über das Denken ab….Deshalb ist meine Überzeugung eben die: von Grund auf anzufangen. Zuerst muss eine innere Reinigung stattfinden, die es dann ermöglicht, sich langsam dorthin zu bewegen, wo die feinstofflicheren Dinge erfahren werden können und das Bewusstsein erweitern. Denn diese Dinge kann man mit dem Verstand nicht begreifen. Sie können nur ganz individuell und intuitiv erlebt werden.“

Der Esoterikboom geht weiter. Viele Menschen erhoffen sich von feinstofflichen Techniken die schnelle Lösung ihrer Probleme. Wir greifen mit der gleichen Sorglosigkeit zu, mit der wir früher blauäugig in die Apothekerkiste gegriffen haben.
Salama lässt niemanden an ihren esoterischen, feinstofflichen Gruppen teilnehmen, der nicht zuvor alle Grundarbeit gemacht hat.

„Grundarbeit“, das klingt nach Morast, Anstrengung und Gummistiefeln. „Grundarbeit“ meint, vorne anfangen. Bioenergetik, Körperarbeit, Gestalt, Primärtherapie, Encounter, Psychodrama und Meditationen. Salamas Methoden sind vielfältig und so abgestimmt, dass jede Persönlichkeitsstruktur angesprochen werden kann. „..denn jede Seele hat ihren eigenen Schlüssel.“

Selbsterfahrung, Therapie und Meditation öffnen das Tor zu einem langen Weg des Erkennens, des Fühlens und Spürens. Einsichten und Aussichten erweitern sich, ein neues Weltbild, ein neues Lebensgefühl kann entstehen. Salamas Gruppen vermitteln Lebensfreude, Energie und Genußfähigkeit. Und immer wieder Erdung. Zurück auf den Boden, in unseren Körper. Unser Körper ist das Vehikel mit dem wir uns auf dem Weg bewegen. Über die Sinne, über die Sinnlichkeit des Körpers erfahren wir das Übersinnliche unserer Seele, den Einklang mit der Existenz, mit Gott.

Und das ist es, was alle esoterischen Praktiken vermitteln wollen, das Spüren und Fühlen einer wirkenden Energie, einer Schwingung von Allem in Allem.

Der Weg dorthin ist lang, aber keineswegs langweilig. Es ist der Weg nach Hause zu uns selbst und eines der schönsten und aufregensten Abenteuer die das Leben für uns bereit hält.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0