Christoph Swoboda
München 30. Juli 2025
Liebe Freund*innen, liebe Weggefährt*innen, liebe
Interessierte
Hallo ,
hinter uns liegt ein wunderschönes, bewegendes Sommertreffen im
Parimal. Es hat mich nachhaltig berührt, und noch einige Tage danach hat mir die Erinnerung ein Lächeln ins Gesicht
gezaubert.
So viele Menschen sind gekommen – ganz unterschiedlich, aus
verschiedenen Lebensphasen, mit ganz eigener Geschichte.
So viele Freun*innen, die ich lange nicht gesehen hatte, viele
Ehemalige Teilnehmer*innen, neugierige Neue und Kolleg*innen.
Was uns verbunden hat, war das Interesse an persönlicher
Entwicklung – und die Lust auf Begegnung.
Es war ein Wochenende voller lebendiger Workshops, ehrlicher
Gespräche, stiller Momente, wilder Tänze und berührender Nähe.
Ein Fest des Miteinanders, das mir wieder einmal gezeigt hat:
Wie sehr wir solche Räume brauchen. Und wie heilsam es ist, wenn wir uns als Menschen wirklich begegnen –
jenseits von Rolle, Meinung und Funktion.
In vergangenen Jahren wäre ich jetzt gar nicht in München – aber
das fast schon traditionelle Ferienseminar „Born to be a Buddha“ in Romitorio konnte in diesem Jahr leider
nicht stattfinden. Und so sitze ich in diesen regenreichen Sommertagen zu Hause – mit viel Zeit zum Nachspüren. Ein
Grund warum dieses Rundschreiben etwas länger geworden ist.
Was mir dabei besonders durch den Kopf geht: Wie sehr
die Themen, die uns in der körperorientierten Arbeit bewegen, auch gesellschaftlich relevant sind. Und wie
sehr wir heute Menschen brauchen, die Bewusstheit und Beziehung aktiv in die Welt tragen.
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... und was die
Welt gerade braucht
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Wir leben in Zeiten, die uns herausfordern – und zwar nicht nur
individuell, sondern als Gesellschaft. Die Welt ist laut geworden. Schnell. Polarisierend. Viele Menschen spüren: Etwas
stimmt nicht.
Wir erleben eine Zeit, in der vieles brüchig wird:
gesellschaftliche Ordnungen, Beziehungen, innere Sicherheit. Das Vertrauen in das Leben, in die Menschlichkeit scheint
vielerorts erschüttert.
Was wir erleben, ist nicht nur eine ökologische, soziale oder
politische Krise. Es ist – so nehme ich es wahr – eine tiefere Beziehungskrise. Es ist ein Verlust der Beziehung zu dem
eigenen Körper, zu unserer Beseeltheit, zu unseren Mitmenschen, zu der Natur.
Wir funktionieren, aber fühlen uns leer. Wir sind ständig
erreichbar – aber selten wirklich berührbar. Wir hören, lesen und sehen die Nachrichten, aber wir können sie nicht mehr
verarbeiten. Und das hat Folgen: für unsere Gesundheit, unsere Beziehungen, unser Mitgefühl.
Gleichzeitig wächst in vielen Menschen das Wissen: Es
braucht eine Veränderung. Und diese beginnt nicht irgendwo, sondern bei uns selbst – in unserem Fühlen, in unseren
Körpern, in unseren Beziehungen.
Ich spüre ich den Wunsch, mich direkt an euch zu
wenden.
Nicht nur als Therapeut oder Gruppenleiter, sondern als Mensch,
der – wie viele von euch – das Bedürfnis kennt: nach Echtheit, nach einem tragenden Miteinander, nach einem
Leben, das sich wieder stimmig anfühlt.
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Die Krise unserer
Zeit - eine Beziehungskrise
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In unserer Arbeit – in der Einzelbegleitung und in den
Jahresgruppen, die ich gemeinsam mit Coco und Henriette leite – begegnen mir Menschen, die so viel mitbringen: Mut,
Verletzlichkeit, Lebenserfahrung, Sehnsucht nach Verbundenheit.
Und oft auch: Erschöpfung, emotionale Isolation,
Orientierungslosigkeit.
Was ich dabei immer wieder sehe: Viele leiden nicht in erster Linie an „Problemen“ – sondern an der Entfremdung.
Vom eigenen Körper. Von ihren Gefühlen. Von echten Begegnungen. Von der Möglichkeit, sich gehalten zu fühlen – ohne
sich zu verbiegen.
Sie fühlen sich gefangen in alten Glaubensätzen und Weltbildern,
in überkommenen Verhaltensmustern und Ängsten.
Und genau das ist für mich der zentrale Punkt:
Die Verbesserung des Zusammenlebens beginnt im Inneren – mit der Fähigkeit, sich selbst zu spüren, die Fesseln der
Vergangenheit hinter sich zu lassen und anderen wirklich zu begegnen.
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Dein Körper
verkörpert Deine Geschichte
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Unser Körper trägt all das, was wir erlebt – aber nicht immer
verarbeitet – haben: Schutzmuster, alte Prägungen, ungeweinte Tränen. Aber er trägt auch unsere Lebendigkeit, unsere
Weisheit, unsere Fähigkeit zur Verbindung.
In unseren Jahrestrainings schaffen wir Räume, in denen Menschen einander achtsam begegnen – jenseits von Funktion und
Urteil. Wir begleiten Menschen, die tiefer fühlen wollen. Die spüren: Mein Körper trägt etwas in sich, das verstanden
und gelöst werden will. Trauma, Angst, Beziehungsthemen – all das zeigt sich im Körper. Und genau dort beginnt auch die
Heilung.
Dort wird erfahrbar, was sonst oft nur als Idee im Raum steht: Dass wir mitfühlende, beziehungsfähige Wesen sind. Dass
Vertrauen möglich ist. Dass Vielfalt bereichert – und nicht bedroht.
Diese Erfahrung ist keine Theorie. Sie geht durch den Körper. Durch das Nervensystem. Durch Begegnung. Sie stärkt
unseren Selbstwert, unsere Ausdruck, unseren Handlungsfähigkeit. Wir erkennen uns als Gestalter*in unserer
Lebenswirklichkeit, nicht länger als das Opfer ungünstiger Umstände.
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Beziehung ist
heilsam - auch gesellschaftlich
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Wir glauben: Bewusstheit ist ansteckend.
Echte Veränderung passiert selten im stillen Kämmerlein. Was wir oft brauchen, ist ein Gegenüber. Ein Spiegel. Einen
Raum, in dem wir gehalten sind – nicht bewertet, nicht „repariert“, sondern gesehen.
In unseren Gruppen erlebe ich regelmäßig, wie kraftvoll das sein kann. Wenn Menschen einander in Präsenz begegnen,
entsteht eine neue Form der Regulation. Nervensysteme beruhigen sich gegenseitig. Scham schmilzt in Kontakt. Mitgefühl
wächst – nicht als Konzept, sondern als Erfahrung.
Und genau das verändert auch das Politische.
Denn wer sich selbst erkannt hat, wer einmal gespürt hat, wie heilend Beziehung sein kann, wird kaum zurückkehren
wollen in eine Welt aus Abgrenzung, Konkurrenz und "Ich zuerst". Es entsteht eine neue Haltung: verantwortlich, weich,
wach.Mitgefühl öffent die Türen zu Solidarität und Gemeinsamkeit.
Ich glaube: Die Fähigkeit, präsent zu sein – mit dir selbst, mit
anderen, mit dem, was ist – ist heute eine radikale Praxis.
Denn in einer Welt, die uns permanent antreibt, betäubt und voneinander trennt, ist es ein Akt der Selbstermächtigung,
den eigenen Körper wieder zu bewohnen.
Verkörperte Selbsterfahrung ist kein Luxus. Sie ist Widerstand.
Ein Weg, auf dem Heilung beginnt – persönlich wie gesellschaftlich.
Deshalb möchte ich mit diesem Brief nicht nur einladen – sondern
auch ermutigen:
Wenn du selbst in einem Jahrestraining warst oder dich auf diesem Weg befindest – teile die Erfahrung weiter.
Lade Menschen ein, die du schätzt. Die vielleicht einen Impuls suchen. Oder schon lange innerlich spüren: Da muss
es noch etwas anderes geben.
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Für ein
Miteinander das trägt
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Unsere Jahrestrainings sind kein therapeutisches Bootcamp. Wir
brauchen heute nicht noch mehr Tools, noch mehr Wissen, noch mehr Optimierung.
Wir brauchen einen behutsamen Erfahrungsraum für Menschen, die
sich selbst und anderen mit mehr Tiefe begegnen möchten. Für Menschen, die sich nach innerem Wachstum, nach Präsenz,
nach Orientierung sehnen – und die bereit sind, diesen Weg in Beziehung zu gehen.
Wenn du möchtest, dass sich etwas ändert – in dir, im Zusammenleben, in der Gesellschaft –, dann beginne dort, wo
Veränderung wirklich wirkt:
Im Körper. In echter Beziehung. In einer Gruppe, die trägt.
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So kannst Du diese
Arbeit unterstützen:
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Impressum:
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Blutenburgstr. 82
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